Leder- oder Gummisohle?

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In der Regel schenken wir unseren Schuhsohlen wenig Beachtung, obwohl wir geschützt durch sie im Laufe unseres Lebens etwa vier Mal die Erde umrunden. Nur einige Millimeter dick, aus Leder, Gummi oder anderem Material gefertigt, schützt die Sohle unsere Füße vor unangenehmen Einflüssen, unebenen Wegen, Hitze und Kälte.

Die Geschichte der Schuhsohle

Bereits in der Vorzeit hatten die Menschen das Bedürfnis, ihre Füße vor widrigen äußeren Umständen zu schützen und warm zu halten. Ötzis Beinkleider beeindrucken durch ihre intelligente Konstruktionsweise und die äußerst robuste Schuhsohle aus Bärenleder. Aus diesen Urschuhen entwickelten sich in der Antike die verschiedensten Schuh- und Sohlenformen, die auch ein Indikator für den gesellschaftlichen Stand des Trägers waren. Im Mittelalter wurde der Schuhabsatz erfunden. Hölzerne Sohlen-Trippen, die unter den Schuhen befestigt wurden, schützten die Füße vor Unrat und Schmutz. Gleichzeitig wurde die damals noch sehr teure Ledersohle der Schuhe geschont. Im 19. Jahrhundert wurde die bis dato aufwendige Herstellung der Schuhsohle industrialisiert und die neu entwickelte Gummisohle etablierte sich auf dem Markt. Es dauerte jedoch bis ins 20. Jahrhundert, bis der Schuh durch günstige synthetische Stoffe, Verklebungen und die Erfindung von thermoplastischem Gummi zur Ware für die Massen wurde. Heute sorgen die speziellen Sohlen der Sportschuhe für einen elastischen Gang und wirken sogar leistungssteigernd. Spezialsohlen an Arbeitsschuhen schützen die Füße vor hohen Temperaturen oder Säuren und Laugen. Stilvolle Ledersohlen, handwerklich perfekt gefertigt, lassen Tänzer wie auf Wolken übers Parkett schweben und vervollständigen jedes Outfit auf noble Weise.

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Die Ledersohle: Hochwertig und elegant

Für diese klassische Schuhsohle wird spezielles Sohlenleder, das verhältnismäßig hart und wenig biegsam ist, verwendet. Durch die rahmengenähte Machart, ein traditionelles von Andreas Eppler entwickeltes und von Charles Goodyear 1872 patentiertes Verfahren, werden zunächst das Schuhoberteil und die Brandsohle unsichtbar miteinander vernäht. Diese Teile werden im Anschluss auf einen etwa drei Millimeter breiten Rahmen aufgenäht. Die Laufsohle aus Leder wird mit einer stabilen Doppelnaht mit diesem Rahmen verbunden. Diese handwerklich aufwendige Technik ist ein Qualitätsmerkmal für erlesene und edle Schuhmode. Das natürliche Material Leder trägt sich ausgesprochen angenehm, da es durch seine Atmungsaktivität und Dampfdurchlässigkeit für ein sehr gutes Fußklima sorgt. Wie bei einer modernen Klimafaser wird Transpirationsflüssigkeit nach außen abgeleitet und der Fuß fühlt sich angenehm trocken an. Verhältnismäßig rutschfest bietet die Ledersohle außerdem hervorragenden Laufkomfort.

Eine Ledersohle zum Anzug zeugt von Stilsicherheit

So geschmackvoll das Outfit auch sein mag, erst der richtige Schuh komplettiert den edlen Look. Ein exquisiter Herrenschuh hat fast immer eine Ledersohle. Dabei gilt: Je dünner diese Schuhsohle ist, desto nobler wirkt der Schuh. Einen klassisch schwarzen Oxford oder Derby mit Ledersohle können Sie nicht nur zum Business-Look tragen. Diese edlen Herrenschuhe gelten als zeitlose Allzweckwaffe, mit der Sie bei nahezu jeder Gelegenheit perfekt gekleidet sind. Auch auf dem Tanzparkett sind Schuhe mit Ledersohle Pflicht, da schwungvolle Drehungen durch die glatte Schuhsohle elegant gelingen.

Ein Kapitel Sohlenpflege

Die Ledersohle ist relativ robust und hält bei regelmäßiger Pflege sehr lange. Nach dem Tragen sollte die Schuhsohle mit einer weichen Bürste gereinigt werden, damit sich keine Steinchen im Leder festsetzen können. Der größte Feind erstklassiger Ledersohlen ist die kalte Jahreszeit beziehungsweise die dann häufig reichlich verwendeten Streumittel. Rollsplit und Streusalz können das Leder angreifen und es beschädigen. Die Schuhsohle sollte deshalb von Zeit zu Zeit mit einem speziellen Sohlenöl behandelt werden, welches das Leder pflegt und geschmeidig hält. Gleichzeitig wirkt dieses Öl imprägnierend. Bewahren Sie die Schuhe an einem trocknen Ort auf, jedoch nicht in Heizungsnähe.

Die Gummisohle: Robust und bequem

Durch die Erfindung des Vulkanisationsverfahrens durch Charles Nelson Goodyear im Jahr 1839 wurde die Schuhindustrie teilweise revolutioniert. Es wurde möglich, die heute weit verbreiteten elastischen und wasserdichten Gummisohlen zu produzieren. Das moderne Material eröffnet eine Vielzahl verschiedener Sohlenvarianten für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Sehr dünne Gummisohlen sind von Ledersohlen kaum zu unterscheiden. Sportschuhe mit Gummisohle verfügen über spezielle Dämpfungssysteme, welche die Bewegungen abfedern und den Fuß stabilisieren. Auch bei Wanderschuhen führt kein Weg an unverwüstlichen Gummisohlen vorbei. Grobe Profilierungen, abgestimmt auf die jeweiligen Untergründe, sorgen für optimalen Grip. Viele dieser Sohlen sind zudem so konstruiert, dass sich kleine Steine nicht festsetzen können. Bei Arbeitsschuhen sorgt eine isolierende, antistatisch ausgerüstete und durchtrittsichere Zwischensohle für Arbeitssicherheit. Die stark profilierte Laufsohle dieser Spezialschuhe gewährleistet sicheren Tritt auf allen Untergründen. Der Gummimischung der Sohle ist zudem säure- und ölresistent und dadurch ausgesprochen robust.

Pflege von Gummisohlen

Wegen ihres günstigen Preises und den rutschfesten Trageeigenschaften sind Schuhe mit Gummisohle aus der aktuellen Mode nicht mehr wegzudenken. Ob als weiße Schuhsohle bei Sneakers in Über- und Untergrößen, in der Farbe des Leders eingefärbte Sohle an modischen Pumps oder als Trittfläche eines fußgesunden Komfortschuhs: Auf Gummisohlen sind sie leise und bequem unterwegs. Insbesondere weiße Sohlen moderner Freizeitschuhe benötigt jedoch regelmäßige Pflege. Auch wenn es häufig empfohlen wird, sollten Sie weiße Sohlen nicht in der Waschmaschine reinigen. Die Schuhe leiden spätestens beim Schleudergang sehr und die Verklebungen könnten sich lösen. Weiße Sohlen lassen sich mit einem Schmutzradierer, einem Schwamm und etwas Spülmittel problemlos pflegen.

Der Gummisohlen-Knigge

Immer wenn Schmuddelwetter herrscht dürfen Sie getrost zu Schuhen mit Gummisohle greifen. Viele Hersteller hochwertiger Schuhe mit Ledersohle sind sogar dazu übergegangen, ein paar Gummisohlen beizulegen, die Sie auf Wunsch über der Ledersohle anbringen lassen können. Möchten Sie die Schuhe zum Anzug oder einem Kostüm kombinieren, sollten Sie darauf achten, dass die Schuhsohle fein und dünn gearbeitet ist. Selbst der Stilbruch aus Turnschuhen mit Gummisohle in Übergröße und Anzug ist zwischenzeitlich gesellschaftsfähig geworden.

Für welche Schuhsohle Sie sich letztlich entscheiden ist also ganz ihrem persönlichen Geschmack überlassen. Was einzig zählt ist, dass die gewählte Sohle ihrem individuellen ästhetischen Empfinden entspricht und Sie beim Gehen und Stehen den bestmöglichen Komfort genießen können. Wir wünschen Ihnen ein allzeit angenehmes Geherlebnis, egal welche Sohlen-Variante Sie wählen.