Regal mit einer großen Auswahl an verschiedenen Sportschuhen und Sneakern
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Was ist der Unterschied zwischen Turnschuhen und Sneaker?

Möchtet ihr in die Sporthalle, City oder Businessetage? Manchmal ist unklar, ob gerade Turnschuhe oder Sneaker das Interesse wecken. Trotzdem muss man treffsicher differenzieren. Denn es kann unvorteilhaft, wenn man Fashion-Sneaker als Laufschuhe zweckentfremdet oder umgekehrt. Aber was macht den Unterschied? Turnschuhe oder Sneaker – das hängt von der Kultur genauso ab wie vom Obermaterial und der Laufsohle.

Allen voran ein geografischer Unterschied – Turnschuhe und Sneaker

Sportschuhe in Arten zu unterteilen, war zunächst nebensächlich. Es genügte, bequem und trittsicher unterwegs zu sein. Dabei übernahm die gummierte Sohle eine Schlüsselrolle. Jetzt fehlte noch etwas Canvas, schon waren die Profi-Tennisschuhe fertig. Beim Match würde damit keiner mehr erscheinen; auf der Strandpromenade brillieren sie aber noch immer als Freizeitschuhe.

Weil man sich auf leisen Gummisohlen prima heranschleichen kann, landet man im Englischen bei „sneak“ und in den USA beim Sneaker, wenn es um Sportschuhe geht – und zwar bis heute. In Großbritannien spricht man von „Trainers“, während sich in Deutschland zuerst „Turnschuhe“ und dann „Sneaker“ einbürgerte.

Superga COTU CLASSIC Sneaker

Warum Turnschuhe und nicht Trainingsschuhe?

Wer schon etwas länger auf der Welt ist, kann sich bestens erinnern: Wenn Sport auf dem Unterrichtsplan stand, zog man Turnschuhe an, ging in die Turnhalle und traf dort den Turnlehrer. Warum eigentlich? Schwere Tätigkeiten in der Landwirtschaft, dem Handwerk oder der Hauswirtschaft prägten den Alltag genauso wie erzwungene Fußmärsche. Lange freute sich die Durchschnittsbevölkerung über jeden Moment ohne Bewegung oder Anstrengung.

Erst im 18. Jahrhundert gab es zaghafte Reformansätze, die für Körperübungen im Schulalltag plädierten. Sie blieben recht fruchtlos, bis Friedrich Ludwig Jahn im 19. Jahrhundert den Funken überspringen ließ. Er eröffnete 1811 den ersten öffentlichen Turnplatz in Berlin und stieß damit die deutsche Turnvereinsbewegung an – obwohl der Spaß für den sogenannten „Turnvater“ mit einer Vorliebe für Barren, Pferd und Reck keine Rolle spielte. Als sich das bürgerliche Interesse an sportlichen Freizeitaktivitäten verstärkte, leistete man sich dafür – passend zur deutschen Kulturgeschichte – Turnschuhe, und keine Sneaker oder Sportschuhe.

Turngruppe 1869 (Milwaukee, USA) Gemeinfrei

Der Style macht den Unterschied – Turnschuhe oder Sneaker

Schon früh waren an den Elite-Universitäten der USA diverse Sportarten identitätsstiftend. Wer zu den Auserwählten gehörte, die an Turnieren teilnehmen durften, wurde mit speziellen Trikots und Jacken ausgezeichnet. Logischerweise wertete man mit solchen Statussymbolen gerne das Freizeitoutfit auf. Und natürlich bekannten sich auch andere Studierende mit ihrem Look zu den erfolgreichen Uni-Teams – etwa wenn sie Wettkämpfe als Fans verfolgten. An den stylischen Gewohnheiten hielt man nach der Studienzeit fest. Auch deshalb war es in den USA vergleichsweise früh üblich, einige Sportschuharten als Freizeitschuhe zu tragen.

Adidas Sneaker Duramo Speed in Übergrößen 8355-23

Ob nun Jogging-Hype oder die Tatsache, dass Adidas-Modelle in amerikanischen und britischen Subkulturen angesagt waren – diverse Ereignisse brachten den Trend in den 1970er- und 1980er-Jahren nach Deutschland. Danach forcierte er sich durch das wachsende Interesse der Modedesigner an dem Schuhgenre. Das Ganze mündet erneut in einem kulturellen Unterschied: Hierzulande werden Turnschuhe als Sneaker bezeichnet, wenn sie nicht für den Sport gedacht sind – auch wenn der Begriff laut Herkunft eigentlich für Sportschuhe steht. Inzwischen lassen sich Fashion-Sneaker so facettenreich von anderen Genres der Damenschuhe und Herrenschuhe inspirieren, dass man bei vielen Kollektionen kaum festlegen kann: Turnschuhe, Sneaker, Businessschuhe, Accessoires…?

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Der Performance-Unterschied – Turnschuhe oder Sneaker

Die Sportbewegung beschränkte sich natürlich nicht auf Deutschland. Deshalb erinnerte man sich Ende des 19. Jahrhunderts an die Olympischen Spiele und rief sie wieder ins Lebens. Wer Freizeit- oder Mannschaftssport betreibt, wird zudem bestätigen: Es hat seinen Reiz, die Leistung stetig zu verbessern.

All das bewog die Brüder Dassler dazu, Sportler mit optimalen Schuhen auszustatten – insbesondere für den Profibereich. Schon 1925 hatten sie konkrete Bedürfnisse vor Augen und stellten separate Fußball- und Laufschuhe vor, also unterschiedliche Sportschuhe-Arten. Wenn auch keine Laufschuhe in Übergrößen… Ob nun Adidas oder Nike Schuhe, in Übergröße oder Norm – alle ambitionierten Marken haben heute den Ehrgeiz, mit Innovationen bei Material und Design den sportlichen Leistungsgedanken zu fördern. Deshalb gilt: Wer spontan denkt, „Das sind ja legendäre Turnschuhe“, hat Sneaker im Visier.

Selbst wenn das Modell Geschichte schrieb, ist es wegen Weiterentwicklungen auch beim Freizeitsport aus dem Rennen. Gleichzeitig bleibt es mit den sensationellen Erfolgen von Teams und Stars verknüpft. Das erklärt zum Beispiel, warum kultige Basketballschuhe so gerne getragen werden.

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Jedenfalls ein materieller Unterschied – Turnschuhe oder Sneaker

In den meisten Disziplinen haben klassische Materialien wie Leder weitgehend ausgedient. Stattdessen sind Hightech-Textilien gefragt – aus gutem Grund. Damit ist es möglich, passend zu den Bewegungsabläufen einer Sportart den besten Mix aus Halt und Flexibilität zu bieten.

Gerade beim Lauftraining im Winter ist es nicht einfach, den Fuß vor Witterungseinflüssen zu schützen und ihm trotzdem das atmungsaktive Umfeld zu gönnen, das er sich bei Anstrengungen wünscht. Auch dieser Spagat gelingt am besten mit fortschrittlichen Textilien.

Solche Features gefallen auch in der aktiven Freizeit. Deshalb begründen viele Materialinnovationen erst den Unterschied für Turnschuhe, um die Sneaker-Welt bald darauf zu erobern. Dafür sind die beliebten Skechers gute Beispiele, die sich oftmals zu textilen Oberflächen bekennen.

Skechers Sneaker in Übergrößen in Grau

Turnschuhe oder Sneaker? Die Sohle verrät es!

Beim Laufsport auf der Straße wünscht man sich punktgenau eine gute Dämpfung, die gleichzeitig die Auftrittsenergie zurückgibt (Rebound). Für die eindrucksvolle Performance auf der Laufbahn wird ein anderes Sohlen-Design bevorzugt, das oft mit Spikes aufwartet.

Trainingsschuhe haben meistens einen flacheren Stand und gewähren bei allen Bewegungsrichtungen einen guten Grip. Die Griffigkeit auf dem Hallenboden ist auch ein zentrales Designmerkmal für Basketballschuhe, deren Laufsohlen bewusst etwas schwerer gestaltet sind.

Nike Air Max Alpha Trainer 6 in Übergrößen

Gemeinsam mit dem Material ergibt sich deshalb ein klarer Unterschied, wodurch nicht alle Turnschuhe als Sneaker überzeugen. Offensichtlich ist das bei den Stollen von Fußballschuhen, mit denen man ungern durch die City schlendern würde. Auch wenn das Designkonzept subtiler auf Leistung getrimmt ist, kann es sich im Alltag unbequem anfühlen.

Nike Premier 3 in Übergrößen in Rot

Deshalb differenzieren erfahrene Marken sorgfältig zwischen Sportserien und Lifestyle-Linien. Manchmal werden sie von den Untergrößen bis zu den Übergrößen nur als Unisex-Modelle angeboten. Teilweise gibt es separate Damenschuhe und Herrenschuhe. Auf solche Details sollte man bei der Anschaffung immer achten.

Geschichte als Sportequipment, aber noch gut genug für den Spaziergang? Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, ausgemusterte Turnschuhe als Sneaker zu tragen – soweit es den Füßen gefällt.